Das Pferdegebiss

Die Vorfahren unserer Hauspferde waren in Südamerika beheimatet. Ihr Lebensraum bestand zu großen Anteilen aus offenen Gras- und Steppenlandschaften. Im Lauf der Evolution entwickelte das Pferd die Blinddarmverdauung der Pflanzenzellulose mithilfe von Mikroben. Auch das Gebiß des Pferdes passte sich an lange Freßzeiten und die Aufnahme und Zerkleinerung großer Rauhfuttermengen aus harten Steppengräsern an. Die Schneidezähne fungieren als Schneidwerkzeug zum Abbeißen der Grashalme, die kräftigen Backenzähne (Prämolaren und Molaren) mit ihrer strukturierten Kaufläche dienen dem Zermahlen der Gräser und weisen daher einen speziellen Aufbau und eine starke Verankerung im Knochen auf, um dieser Kaubelastung standzuhalten.

Das Pferd stellt somit ein Tier mit hochspezialisiertem Verdauungstrakt dar, das sich trotz seiner Grösse von energiearmen, faserreichen Futter ernähren kann.

 

Durch die Domestikation haben sich Energiebedarf und Fütterung des Pferdes grundlegend geändert. Es muss nicht mehr nur seinen Erhaltungsbedarf decken; sondern als Partner des Menschen muss es unter Umständen energieverbrauchende Arbeit leisten, z.B. als Reitpferd in Training und Wettkampf.

Die Fütterung von Getreide wie Hafer, Mais oder Müsli ermöglicht zwar eine hohe Energiezufuhr, beansprucht aber die Kaumechanik des Pferdes durch die geringe Zahl an Kauschlägen wenig. Rauhfutter in Form von Heu oder Heulage entspricht strukturell nicht mehr den harten Steppengräsern. Die Zähne unserer Hauspferde werden nicht mehr gemäß ihrer evolutionären Veranlagung beansprucht und abgenutzt.

Diese durch die Domestikation verursachte Entwicklung macht eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle und ggfs. Behandlung des Pferdegebisses erforderlich.