EOTRH

EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis) ist eine bislang nicht heilbare Erkrankung der Schneide- und Hengstzähne, selten auch der Backenzähne des Pferdes.

Zahnauflösende Prozesse im Wurzelbereich und der reaktiv massive Aufbau von Zahnzement führen zu kolbenartigen Verdickungen der Zahnwurzeln und verdrängen den Kieferknochen. Infektion und Entzündung der Wurzeln sowie Rückgang des Zahnfleisches schwächen den Zahnhalteapparat zusätzlich und verursachen den Pferden Schmerzen.

 

Die Umbauprozesse zwingen die Zähne in eine steilere Stellung zueinander. Bei Robustpferden wie Haflingern und Islandpferden wird die Entstehung von EOTRH häufiger diagnostiziert als bei Warmblütern. An der Äthiologie dieser Erkrankung wird noch geforscht,  diskutiert werden erhöhte Druckbelastung aufgrund zu langer Schneidezähne und Bakterien als Verursacher. Pferde mit Equinem Cushing  Syndrom scheinen häufiger zu erkranken.

 

In Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurde das Auftreten von EOTRH  ab einem Lebensalter von ca. 15 Jahren beobachtet, erste klinische Symptome können jedoch bereits deutlich früher auftreten:

  • vermehrte Zahnsteinbildung
  • punktförmige Rötungen oder kleine Eiterfisteln über den Zahnwurzeln
  • Probleme beim Abbeissen z.B. von Mohrrüben
  • Unwilligkeit beim Auftrensen das Maul zu Öffnen
  • Rückgang des Zahnfleisches
  • senkrechte Stellung der Schneidezähne
  • unangenehmer Geruch aus dem Maul
  • Einklemmen von Rauhfutter zwischen den Schneidezähnen
  • Probleme beim Trinken von kaltem Wasser
  • Abpolstern der Schneidezähne des Ober- und Unterkiefers mit der Zungenspitze
  • Schmerzreaktion beim Abklopfen der Schneidezähne oder Druckschmerz auf dem Zahnfleisch über den Zahnwurzeln 
  • frakturierte Schneidezähne
  • sichtbare Auftreibung der Zahnwurzeln

Im Anfangsstadium kann durch Kürzen der Schneidezähne, Entfernen von Zahnstein und die Fütterung von Vitalpilzen versucht werden, den Verlauf der Erkrankung zumindest zu verlangsamen. Im fortgeschrittenen Stadium bleibt nur die Extraktion der betroffenen Zähne.

 

Die Entscheidung, wann hierfür der richtige Zeitpunkt  gekommen ist, fällt nicht immer leicht und erfolgt unter der individuellen Abwägung der klinischen Symptomatik, des Allgemeinzustandes des Patienten und der röntgenologischen Zahnbefunde.

Die Extraktion der Schneidezähne erfolgt in der Regel unter Standsedierung und Schmerzausschaltung.

Die erforderliche Nachsorge und ggfs. Medikation wird der behandelnde Tierarzt/in mit dem Besitzer/in besprochen. In den ersten 14 Tagen sollte nach Möglichkeit nur Rauhfutter gereicht werden. Die Heilungsphase von Zahnfächern und Schleimhaut dauert je nach Größe der Extraktionswunden ca. 6 Wochen. Anschließend lernen die Pferde auch wieder gut zu grasen, sofern der Bewuchs nicht allzu kurz ist. Viele Besitzer beschreiben ein Aufleben ihrer Pferde nach Entfernung der erkrankten Zähne, dies läßt nur erahnen, wie sehr sie vorher durch Schmerzen und chronischer Infektion beeinträchtigt waren.

Als gewöhnugsbedürftiger Nebeneffekt der Totalextraktion der Schneidezähne ist bei vielen Pferden zu beobachten, daß sie in entspanntem Zustand die Zungenspitze mehr oder weniger weit aus dem Maul hängen lassen, da der passive Halt durch die Schneidezähne fehlt.